oder: Mexiko ist mehr als Tatico

von Dorothee Rudolphi

dorotheeDer Kolping-Kaffee Tatico dürfte mittlerweile sehr bekannt sein. Von anderen Projekten in Mexiko wusste ich bereits – aber wie sehen die konkret aus? Wie läuft das Projekt an, dass die Kolpingjugend im Diözesanverband Paderborn als Beispielprojekt für die Aktion Dreikönigssingen in den Jahren 2009 und 2010 ausgewählt hat? Klar können auch Berichte die Fragen beantworten, aber mich vor Ort zu überzeugen und die Antworten zu finden, erschien mir sinnvoller. Zumal ich so auch Land und Leute kennen lernen konnte.

Deswegen habe ich im Frühjahr 2009 an der Projektinformationsreise des Diözesanverbandes Paderborn nach Mexiko teilgenommen. Los ging's früh morgens mit dem Flieger von Paderborn nach Frankfurt und mittags dann weiter nach Ciudad de México (Mexico City), wo wir nach ca. zwölf Flugstunden in der großen Stadt ankamen.

Während der Projektinformationsreise sind wir in verschiedene Regionen gereist, in denen das Kolpingwerk Mexiko aktiv ist. Angefangen haben wir in la Ciudad de México bei den ganz Kleinen – im Kindergarten. Das Besondere an dem Kindergarten ist, dass die Kinder alle eine einheitliche Kindergartenuniform tragen.

kindergarten1 kindergarten2
Junge im Kindergarten in
Mexico-City
Kinder im Kindergarten tragen Einheitskleidung
Den Betreuern im Kindergarten ist es wichtig, dass es deutlich wird, dass alle Kinder gleich sind. Alle Kinder werden gefördert. Dafür wird selbst hergestelltes Spielzeug und Material verwendet. Übrigens waren die Kinder anfangs sehr zurückhaltend – was auch logisch ist, wenn 10 hoch gewachsene hellhäutige Personen in einer komischen Sprache mit den Kindern sprechen.

 

In Mexico City befindet sich das Nationalbüro des Kolpingwerks. Hier sind neben den Büros verschiedene Räume, in denen Seminare und Kurse aus dem Bildungs- und Freizeitbereich stattfinden, sowie die Caféteria Kolping. Die Caféteria Kolping ist ein kleines Restaurant, in dem die Ausbildungskurse zu Kellnern und Köchen im Rahmen des Projektes für die Sternsingeraktion laufen. Und von dem, was die Jugendlichen gelernt haben, konnte ich mich wirklich überzeugen. Absolut gut und lecker war das Essen - kurios und irgendwie typisch mexikanisch war die Kirsche auf dem Erdbeerkuchen. Typisch mexikanisch – irgendwie kurios.

schuhgeschaeftEine weitere Region, in denen das Kolpingwerk Mexiko aktiv ist, ist die Region Vera Cruz (am mexikanischen Golf). Hier lernte ich vor allem viele Projekte kennen, die sich in der ländlichen Region befinden. Eine absolute gute Gegend um ein Schuhgeschäft oder einen kleinen Tante-Emma- Laden zu betreiben. Die Kolpingsfamilien, die diese Geschäfte betreiben, leben von diesen Einnahmen. Damit unterscheidet sich ihre Kolpingarbeit deutlich von dem, was ich aus Deutschland kenne. Dennoch ist den Mitgliedern der Kolpingsfamilie der Austausch wichtig. Viele Mitglieder haben sich an unserem Ankunftsabend in Fortin de las Flores (Region Vera Cruz) über 3 Stunden zu Fuß auf den Weg gemacht, um sich mit uns zu treffen. Einen Tag später gab's dann den Gegenbesuch bei den Kolpingsfamilien. Typisch mexikanisch – die Gastfreundschaft.

Unsere nächste Station war Tuxtla Gutiérrez im Süden Mexikos. In der Region sind die schuhladenEntfernungen zwischen den Kolpingsfamilien enorm weit, so dass wir täglich nur ein Projekt besuchen konnten. Und auch hier erfahren wir die super Gastfreundschaft der Mexikaner, die einen extra 1 ½ Stunden Umweg in Kauf nehmen, damit wir „deutschen Urlauber" im Pazifik planschen können. Unsere Interessen werden auch am Samstagvormittag (11 Uhr Ortszeit – 18 Uhr MEZ) berücksichtigt, als wir im Kolpinginternet-Café in San Jose Mazpac mitten in den Bergen die aktuellen Ergebnisse der Fußballbundesliga nach sehen können. OK, im Raum neben den internetfähigen PCs war dann das WC, aber eben nicht an irgendeine Leitung angeschlossen und mit einem Wassereimer zum hinterher spülen... Uns erschien diese Prioritätensetzung kurios, aber beim Stellenwert der modernen Medien kann ich es gut nach vollziehen. In San Jose Mazpac haben wir zusammen mit der Kolpingsfamilie die heilige Messe gefeiert. Das ist schon etwas ganz Besonderes, da der Priester nur alle drei prozessionWochen vorbei kommen kann. Und genau so besonders wurde der Gottesdienst gefeiert. Auf dem Weg zur Kirche wurde ein großes Bild von Adolph Kolping, Blumen und Obstkörbchen getragen. Dazu haben wir gemeinsam das Lied „S'war einst ein braver Junggesell" gesungen – natürlich auf Spanisch, und es wurden Böller gezündet. Typisch mexikanisch, – das Demonstrieren dieser tiefen Verbundenheit und Gläubigkeit.

Was zeichnet die Kolpingarbeit in Mexiko aus? Auf jeden Fall die Vielfältigkeit: neben den Freizeitangeboten gibt's viele Bildungsveranstaltungen. Ein vielfältiges Kolpingprogramm gibt's auch hier, ein Unterschied liegt wahrscheinlich in der Wichtigkeit der Bildungsveranstaltungen für die mexikanischen Jugendlichen und Erwachsenen. Für viele hängt davon ihre Berufschance und Zukunftsperspektive ab. Darüber hinaus liegt eine große Chance für viele Familie darin, über ein bestehendes Projekt ihren Lebensunterhalt selbst verdienen zu können.

freundschaft1 freundschaft2
Freundschaftstreffen in der Region Vera Cruz

 

Und die Mexikaner – was zeichnet die Mexikaner aus? Auf jeden Fall die riesige Gastfreundschaft, die tiefe Gläubigkeit, die kleinen Kuriositäten und die tiefe Verbundenheit zur Person Adolph Kolpings, die uns im Kolpingwerk Deutschland mit den mexikanischen Freunden verbindet.

(Bilder: Slg. Kolpingsfamilie Halingen)

 

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.